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der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Zugang zu Profi-Investments

Es ist ein hartnäckiges Gerücht, dass die wirklich rentablen Investments für den "kleinen Mann" gar nicht zur Verfügung stünden, sondern man zu einem erlauchten Kreis von Profis und Großinvestoren gehören muss.

Ein beliebter Mythos, der immer wieder gerne zum Ködern von Anlegern benutzt wird, ist die Idee, dass die wirklich profitablen Investments dem ,kleinen Mann’ gar nicht zur Verfügung stünden. Um an diese heranzukommen, müsse man zu einem erlauchten Kreis von Profis und Großinvestoren gehören, denen ganz andere Möglichkeiten mit weitaus besseren Renditen zur Verfügung stünden. Das ist das Spiel mit der Angst des Menschen, zu kurz zu kommen, das Berater und Banken perfekt beherrschen und sich fürstlich entlohnen lassen, indem sie den Zugang zu den vermeintlich erlauchten Kreisen oder Produkten verschaffen.

Doch was ist dran an diesen Ideen? Sollten Anleger darauf eingehen?

Schauen wir es uns aktuell an. Seit einiger Zeit ist Private Equity der ,heiße Scheiß’. Das eignet sich gut, denn grundsätzlich reden wir bei Private Equity über größere Summen, die über längere Zeit gebunden werden. Also etwas, das nicht jeder einfach so machen kann.

Auch wenn es viele börsennotierte Firmen gibt, ist die große Mehrheit der Unternehmen in Privatbesitz. Die Idee von Private Equity ist, sich Firmen zu suchen, die mit etwas Hilfe deutlich erfolgreicher sein können, und diese teilweise oder ganz zu übernehmen. Dann sollen die Firmen auf Vordermann gebracht und anschließend deutlich teurer wieder verkauft werden. Kein schlechtes Konzept, kann aber auch völlig in die Hose gehen. Deswegen wird auch im Private Equity versucht, das Risiko zu streuen. In entsprechenden Fonds wird Geld eingesammelt, das dann in mehrere Unternehmen investiert, damit der Ausfall von einem Investment nicht gleich der Totalverlust ist.

Ob ein Private Equity Fonds eine gute Rendite bringt, hängt vollständig von den getätigten Unternehmenskäufen ab, über die das Fondsmanagement entscheidet. Für den Anleger ist es das vertraute Problem: Wie entscheide ich, welcher der richtige Fondsmanager ist? Eines lernt er überall – steht auch unter diesem Kundenbrief – Wertentwicklungen der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Wertentwicklungen. Aber natürlich ist das das Hauptkriterium, nach dem Private Equity Fonds in der Praxis gewählt werden. Ein Vorgehen, das hier noch fragwürdiger ist als bei Publikumsfonds mit täglichem Marktpreis. Denn für Private Equity gibt es keinen täglich verfügbaren Preis und viel Spielraum in der Wahl der Bewertung, die üblicherweise alle sechs Monate aktualisiert wird.

Darüber hinaus ist der mit Abstand aussagekräftigste Parameter für die zukünftige Performance eines Fonds dessen Kostenstruktur. Das wird durch weltweite Studien von Morningstar regelmäßig belegt. Bezogen auf Private Equity kann man nichts anderes sagen, als dass diese Fonds sehr teuer sind. Im Schnitt sind zwei Prozent laufende Kosten plus Gewinnbeteiligungen (Performance Fees) von zwanzig Prozent üblich. Das klingt als Prozentwert womöglich wie kleine Zahlen, doch im Vergleich zu Clean-Fee-Funds, ETFs und Indexfunds sollten einem solche Kosten Tränen in die Augen treiben.

Wie schneidet Private Equity nun renditemäßig ab?

Natürlich proklamieren Private Equity Funds, dass sie überproportionale Renditen anstreben. Aber eine aktuelle Studie aus dem Journal of Investing, von Richard Ennis, zeigt, dass seit 2008 ein Investment in Private Equity bei US-Pensionsfonds keinerlei Überrendite oder Mehrgewinn gebracht hat. Und eine Studie von Cambridge Associates zeigt, dass nicht mehr gilt, was lange Zeit der Fall war: dass die Wertentwicklung von privat gehaltenen Firmen und Familienunternehmen besser war als die von börsennotierten Unternehmen. Die nachfolgende Grafik belegt, dass den meisten Anlegern in den letzten 30 Jahren mit einem Investment in den S&P 500 Index besser gedient gewesen wäre als mit einem Private Equity Investment.

Ist das alles logisch?

Tatsächlich ja. Im Grunde ist Private Equity gar keine eigene Anlageklasse. Es ist eine mit Kredit gehebelte Wette auf Small Cap Unternehmen. Und das in einer teuren und illiquiden Fondsstruktur, um die Anleger, insbesondere Privatanleger, besser einen Bogen machen sollten. Es liegt nahe, dass mögliche Outperformance vor allem dieser Kreditfinanzierung in Zeiten fallender Zinsen geschuldet ist. Die Zeiten sind jedoch vorbei. Weshalb große institutionelle Investoren wie beispielsweise amerikanische Eliteuniversitäten, die gerne zu Werbezwecken angeführt werden, in Private Equity anlegen, hat ganz andere Gründe. Diese suchen in erster Linie keine Mehrrendite, sondern eine breitere Streuung der Risikostruktur ihrer Investments, da sie ganz andere Vorgaben haben als Privatanleger. Wenn man als Anleger im Bereich der Small Company Stocks und Value Stocks (Kleinere Unternehmen und unterbewertete Unternehmen) investiert, so wie es bei allen unseren Kunden der Fall ist, dann gibt es keinen vernünftigen Grund, zusätzlich in einen Private Equity Fund zu investieren. Es gibt keine Mehrrendite und man kommt nichtmehr einfach an sein Geld heran. Daran ändern auch die wieder aufgebrachten European Long-Term Funds (ELTIFs) nichts.

Das Geheimnis ist, dass es kein Geheimnis gibt.

Wir lieben die Geschichten der Großen und Mächtigen und würden gerne dazugehören. Aber für alle gelten die gleichen Naturgesetzte und beim Geld, solange wir im Bereich des Legalen und Möglichen bleiben, gelten für alle die gleichen Marktgesetze. Es gibt keine exklusiven Wunderinvestments, an die man nur rankommt, wenn man ,dazugehört’ oder wenn ein ,barmherziger’ Berater oder eine Bank einen einführt.

Investieren wie die Profis, das heißt investieren wie unsere Kunden und wir es tun: prognosefrei, nach den Regeln der Finanzwissenschaft, in Produkte, die so einfach und so kosteneffizient wie möglich sind und das Geld optimal und passend zum individuellen Risikoprofil auf Aktien, Anleihen und Immobilien verteilen.

 

 

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

Offenlegung: Alle Beiträge dienen der Werbung. Keiner der Inhalte dieses Internetauftritts stellt eine Anlageberatung, Finanzanalyse oder ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Vertrags oder Wertpapieres dar.

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