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der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Was uns der "Mar-a-Lago-Accord" über kluge Anlagestrategien lehrt

Seit Ende Februar lässt mich ein Gefühl nicht los, das ich lange nicht mehr so intensiv gespürt habe – eine Mischung aus Erstaunen, Sorge und, ja, auch einem gewissen Maß an Fassungslosigkeit. Zwischen Chaos und Klarheit...

Was sich derzeit in Washington abzeichnet, hinterlässt nicht nur politische Kommentatoren ratlos, sondern stellt auch viele bisher als selbstverständlich betrachtete Prinzipien infrage. Die dramatische Abkehr der Trump-nahen US-Republikaner von Europa, von multilateralen Bündnissen, ja sogar von zentralen Werten unserer westlich geprägten Wirtschaftsordnung, ist wie ein Erdbeben. Und wie üblich schlagen solche politischen Beben auch an den Börsen Wellen. In den letzten Wochen ist eine zunehmende Nervosität zu beobachten: Volatilität steigt, Kapitalströme verändern sich – und überall scheint die Frage zu kreisen: Wie soll man in dieser Welt noch sinnvoll investieren?

Was mich besonders beschäftigt, ist weniger die politische Richtung an sich – Wandel ist Bestandteil jeder Zeit – sondern die Geschwindigkeit und der Charakter, mit der sie sich vollzieht: konfrontativ, chaotisch, wenig kalkulierbar. Und genau das ist der Punkt, an dem uns dieses Gefühl der Unsicherheit ins Portfolio überzugreifen droht.

Denn Unsicherheit ist der Nährboden für Fehlentscheidungen.

Die eigentliche Gefahr liegt nicht in der Welt - sondern im Anleger selbst

Das ist heute meine unbequeme These, die ich in den Raum stelle:
Die eigentliche Bedrohung für den langfristigen Anlageerfolg ist nicht der „Mar-a-Lago Accord“ – sondern unsere eigene Reaktion darauf.

Die Finanzgeschichte ist voll von Beispielen, in denen Anleger in Zeiten politischer Umbrüche oder Krisen überreagierten, vermeintlich schlaue „Moves“ machten – und damit genau das Gegenteil dessen erreichten, was sie wollten. Die Psychologie nennt dieses Phänomen rationalisierende Selbsttäuschung: Wir suchen in komplexen Situationen nach scheinbar logischen Mustern – und unterschätzen dabei unsere emotionale Voreinge-nommenheit.

Aktuell lässt sich das wunderbar beobachten. Die Schlagzeile vom angeblichen „Mar-a-Lago Accord“ – einer inoffiziellen, aber mutmaßlich strategischen Vereinbarung innerhalb des Trump-Lagers, sich dauerhaft von Europa und alten Allianzen zu lösen – sorgt für Aufsehen. Medien sprechen bereits von einem „strategischen Bruch des Westens“. Manche sehen in diesem Szenario ein klares Signal: Raus aus dem Dollar, raus aus US-Aktien. Rein in Gold, Kryptowährungen, europäische Rüstungsindustrie.

Und tatsächlich: Diese Argumentationskette klingt zunächst stimmig. Aber stimmt sie auch?

Der Mythos vom Masterplan - und seine Bruchstellen

Nehmen wir für einen Moment an, die Geschichte stimmt. Es gibt einen dezidierten Plan, die transatlantischen Bande zu kappen, die NATO auszuhöhlen, wirtschaftliche Autarkie zu forcieren und Europa sich selbst zu überlassen.

Selbst wenn dieser Masterplan existiert – wie wahrscheinlich ist es, dass er sich in dieser Form umsetzen lässt?
Wer die politische Realität kennt, weiß: Nichts an geopolitischer Machtverschiebung verläuft linear. Unzählige Akteure, Widerstände, juristische Bremsen und internationale Abhängigkeiten machen jede große Strategie anfällig für Verzögerungen, Rückschläge oder komplette Umkehr.

Und was, wenn es diesen Plan gar nicht gibt?
Was, wenn der sogenannte „Mar-a-Lago Accord“ gar kein kohärentes Konzept ist, sondern eher der Versuch, eine durch persönliche Interessen, Chaos und populistische Taktik geprägte Entwicklung im Nachhinein mit einem Hauch von Logik zu versehen?

Beides ist möglich. Beides ist beunruhigend. Aber beides führt zu einer wichtigen Einsicht: Weder die Welt noch ihre Zukunft lassen sich sicher prognostizieren.

Was bedeutet das für unsere Anlagestrategie?

Wenn man akzeptiert, dass wir auf Sicht in einer Welt leben, die sich durch Disruption, Chaos und Unberechenbarkeit auszeichnet, dann stellt sich nicht mehr die Frage „Was passiert als Nächstes?“, sondern:
„Wie gestalten wir Portfolios so, dass sie mit Ungewissheit umgehen können?“

An diesem Punkt kommt ein Konzept ins Spiel, das ich in den letzten Jahren außerordentlich hilfreich fand: Die Einordnung von Systemen in fragil, robust und antifragil.

  • Fragil ist ein System, das bei Erschütterung zerbricht – etwa ein Portfolio, das auf eine einzige Zukunftswette setzt.
  • Robust ist ein System, das Stöße aushalten kann – etwa ein breit gestreutes Welt-portfolio, das auch in Krisen stabil bleibt.
  • Antifragil hingegen geht einen Schritt weiter: Es profitiert geradezu von Chaos, weil es auf Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit baut.

Wenn Sie heute Ihr Portfolio auf die These „Amerika wendet sich ab“ ausrichten – also den Dollar verkaufen, US-Aktien meiden, in Rüstung und Krypto umschichten – dann bauen Sie ein fragiles System. Warum? Weil es auf eine spezifische Prognose setzt. Und wenn diese nicht eintritt? Dann sind Sie verwundbar.

Unser Ansatz ist ein anderer: Wir halten an globalen, nach Marktkapitalisierung gewichteten Portfolios fest – aus Überzeugung.

Denn diese sind nicht nur robust, sondern beinhalten auch ein hohes Maß an Optionalität. Das heißt: Sie sind nicht auf eine Entwicklung angewiesen, sondern partizipieren an vielen. Sie machen keine Wette – sie streuen Risiken breit und öffnen sich Chancen weltweit.

Optionalität ist das Gegenteil von Prognose. Es ist das kluge Eingeständnis, dass wir die Zukunft nicht kennen – und gerade deshalb so aufgestellt sein müssen, dass wir auf viele mögliche Zukunftsbilder vorbereitet sind.

Der beruhigende Blick nach vorn

Ich verstehe, wenn Anleger angesichts der aktuellen Lage Fragen, Sorgen oder vielleicht sogar Zweifel haben. Diese Gefühle sind menschlich – und sie zeigen, dass sie Verantwor-tung für ihr Vermögen übernehmen wollen.

Meine Aufgabe – unsere Aufgabe als unabhängiger, evidenzbasierter Finanzpartner – ist es, in genau solchen Momenten für Klarheit zu sorgen. Nicht etwa mit immer neuen Argumenten für das Umschichten, sondern mit ruhiger Überzeugung und fundierter Analyse.

Was die kommenden Monate bringen, wissen wir nicht. Aber wir wissen, wie wir mit Unsicherheit umgehen. Nicht mit hektischem Reagieren, sondern mit strategischer Gelassenheit. Nicht mit der Suche nach dem „richtigen Moment“, sondern mit Strukturen, die dauerhaft tragen.

Fazit:

  • Ja, die Welt verändert sich – vielleicht schneller und radikaler, als uns lieb ist.
  • Nein, das heißt nicht, dass wir unser Portfolio ständig umstellen müssen.
  • Sondern: Gerade in unübersichtlichen Zeiten zeigt sich, wie wertvoll eine robuste, breit diversifizierte und evidenzbasierte Anlagestrategie ist.

Wenn Sie darüber sprechen möchten, wie Ihr Portfolio derzeit aufgestellt ist, ob es in Ihrer Lebenssituation noch zu Ihren Zielen passt oder wo es sinnvoll sein kann, Anpassungen vorzunehmen – dann lade ich Sie herzlich ein, mit mir ins Gespräch zu kommen.

Bleiben Sie zuversichtlich – und vor allem: Bleiben Sie sich treu.

 

 

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

Offenlegung: Alle Beiträge dienen der Werbung. Keiner der Inhalte dieses Internetauftritts stellt eine Anlageberatung, Finanzanalyse oder ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Vertrags oder Wertpapieres dar.

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