Was tun mit einem großen Einmalbeitrag?

Ein typisches Szenario bei unseren Kunden ist regelmäßig folgendes:
„Ich habe eine Immobilie verkauft und jetzt liegen 600.000 Euro bei mir auf dem Konto, die ich anlegen möchte. Aber die Weltlage ist so unsicher und die Börsenkurse stehen so hoch, dass ich nicht weiß, wie ich vorgehen soll.“
Gerade dieses Höchststandsthema wird zur mentalen Blockade für ein zielgerichtetes Investieren. Deswegen ist es gut, das ein wenig einzuordnen. Wenn die Weltwirtschaft langfristig immer weiterwächst, was sie in der Vergangenheit getan hat und auch für die Zukunft unsere beste Prognose ist, dann sind Höchststände nicht das Ende von etwas, sondern der Normalfall, der ständig wiederkehrend eintritt. Statistisch ausgewertet hatten wir beispielsweise in den letzten fünfzig Jahren jedes Jahr im Schnitt zwanzig neue Börsen-Allzeithochs. Das können wir uns auch grafisch ansehen, dann sieht das so aus:

Die gute Nachricht ist also: Ein Allzeithoch an der Börse bedeutet nicht, dass das Spiel für Investoren jetzt aus ist, sondern nur, dass ein Meilenstein auf einer endlosen Reihe von weiteren Meilensteinen erreicht ist.
Allerdings zeigt die Grafik auch, dass die Allzeithochs sich gerne aneinander knubbeln und zwischendurch mal mehrjährige Pausen eintreten können. Das sind genau die Börsenflauten, die die Aufschwünge regelmäßig unterbrechen und die das Investieren so anstrengend machen. Und natürlich stellt sich die Frage, ob es gerade beim Investieren großer Beträge einen Unterschied macht, in Aufschwung oder Flaute einzusteigen.
Wir können uns den Unterschied in der folgenden Grafik ansehen. Und das ist noch eine gute Nachricht: Die langfristige Rendite, die mich im Schnitt erwartet, ist vergleichbar, ob ich zum Allzeithoch investiere oder dazwischen.
Rein von der Statistik gibt es also keinen Grund zur Sorge und als langfristiger Anleger sollte man sich daran gewöhnen, auch regelmäßig zu Höchstkursen zu kaufen. Stattdessen auf Börsenflauten zu warten, birgt das Risiko, viel zu verpassen für wenig Gewinn. Die schmerzhafte Wahrheit ist dennoch, irgendwann kommt die nächste Flaute und dann sind mitunter für Jahre keine neuen Höchststände in Sicht (bspw. 2022-2024).
Und hier kommt die Psyche ins Spiel. Obwohl die Wahrscheinlichkeit von Aufschwung zu Flaute drei zu eins ist, ist die Angst vor diesem negativen Erlebnis, den eigenen Investmentwert sinken zu sehen, größer als die Freude auf den erwarteten Gewinn. Das ist die Schwierigkeit mit großen Einmalbeträgen. Die ökonomische Kosten-Nutzen-Arithmetik ist eindeutig pro Investieren. Aber sie ist die Antwort auf die falsche Frage. Die Frage, um die es eigentlich geht lautet: Wie investiere ich einen großen Betrag so, dass ich die Entscheidung nicht bereuen muss? Und es gibt Menschen, die würden es bereuen, nicht das Maximum der möglichen Gewinne mitgenommen zu haben, die meisten würden es aber vor allem bereuen, ihr Geld anzulegen und direkt einen Wertverlust durch die nächste Flaute zu sehen. So sind wir Menschen gestrickt.
Was ich immer wichtig finde, ist einerseits das zu verstehen und anzuerkennen, aber andererseits dann trotzdem entscheiden zu können, wie sehr man sich den psychologischen oder den ökonomischen Argumenten beugen möchte. Und hier ist jeder Anleger verschieden.
Sowieso würde ich das auch nie als entweder-oder-Frage zwischen 100 % Aktien oder gar nicht investieren sehen. Stattdessen ist für einen großen Einmalbetrag eine ausgewogene Strategie mit Aktien, Anleihen und Geldmarkt denkbar, mit der ein zügiges Investieren dann viel sorgenfreier funktionieren kann. Je mehr entweder-oder eine Entscheidung ist, desto größer ist grundsätzlich das Risiko, später etwas zu bereuen.
Gerne stehe ich Ihnen für ein persönliches Gespräch zur Verfügung, um Ihre individuellen Gedanken zu besprechen.
Bleiben Sie optimistisch – und immer investiert!
Christian Dagg
Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.
Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.
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