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der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Was Anleger sich Unmögliches zutrauen

Heute stelle ich meine Liste der top Ten vor, was Anleger sich alles so einbilden, dass sie es könnten und beherrschten, obwohl das Gegenteil die traurige Wahrheit ist.

Wenn man untersucht, wie weit und in welche Richtung die Realität eines Menschen von seinen Erwartungen abweicht, hat man einen guten Anhaltspunkt, wie glücklich und zufrieden er mit seinen Umständen sein wird. Das Prinzip kann man übertragen und das Risiko für schlechte Anlageentscheidungen abschätzen. Denn diese treten besonders häufig dann auf, wenn unsere Selbsteinschätzung deutlich den Boden der Tatsachen verlässt. Wenn das eigene Können so falsch eingeschätzt wird, führt dies zu Aktionen und Verhalten, die wir vernünftigerweise besser unterlassen sollten.

Folgend meine Liste mit Beispielen, was Anleger sich alles so einbilden, dass sie es könnten und beherrschten, obwohl die traurige Wahrheit das Gegenteil ist:

1. Markt- und Börsenkurse antizipieren (market timing).

Die Überzeugung, Kursbewegungen antizipieren zu können, ist das schmerzlichste Beispiel von Überschätzung der eigenen Fähigkeiten bei Anlegern. Dahinter verbirgt sich die Idee, nicht nur zu wissen, was passieren wird, sondern auch wann es passiert. Gerade Letzteres ist nochmal deutlich schwieriger als Ersteres. Das Verhalten eines komplexen, sich ständig anpassenden, chaotischen Systems (Börse) mit auch nur annähernd befriedigender Genauigkeit vorherzusagen, ist schlicht unmöglich.

2. Komplexe Finanzprodukte wirklich verstehen.

Komplexe Investmentprodukte sind sehr verlockend, denn sie versprechen traumhafte Renditen bei geringen, sehr differenzierten Risiken. Sie verstoßen aber gegen eine Grundregel der Geldanlage: Stecke niemals Dein Geld in Dinge, die Du nicht verstehst!

3. Wissen, wie sich die Inflation entwickelt (oder andere Wirtschaftskennzahlen).

Unser konstantes Scheitern beim Vorhersagen volkswirtschaftlicher Trends und Kennzah-len tut unserer Begeisterung keinen Abbruch, es immer weiter zu versuchen.

4. Fonds auswählen, die ständig und dauerhaft die besten Ergebnisse liefern.

Zu den größten Mythen des Investierens gehört die Idee, es gäbe einen Fonds oder Verwalter oder eine Strategie, mit der man immer und zu jeder Zeit die bestmöglichen Ergebnisse einfährt. Selbst der kompetenteste Vermögensverwalter wird über lange Zeiträume vergleichsweise mittelmäßige bis schlechte Ergebnisse liefern. Wer sich weigert, das zu verstehen, tappt in den Teufelskreis, in dem ständig schlecht performende Investments abgestoßen werden, um wieder die Gewinner von gestern zu kaufen.

5. Schlechte Performance aushalten.

Theoretisch klingt es ganz einfach, das auszusitzen, aber die Praxis sieht anders aus. Phasen schwacher Performance sind bei jeder Strategie, jedem Fonds und jeder Anlage-klasse unvermeidlich. Der Stress, die Angst und die Zweifel, die in diesen Phasen auftreten, führen dazu, dass wir genau zum falschen Zeitpunkt schlechte Entscheidungen treffen.

6. Nicht auf mitreißende und überzeugend klingende Stories hereinfallen.

Jedes schlechte Investment, von dem man die Finger lassen sollte, hat eine verlockende Story als Köder. Wir glauben, auf so etwas fallen immer nur die andern rein, - bis wir selbst drauf hereinfallen.

7. Ein langfristig orientierter Anleger sein.

Langfristig orientiertes Anlegen bietet nur deswegen so große Chancen, weil es so schwierig ist. Wenig zu tun fühlt sich an wie die einfachste Aufgabe der Welt. Aber die Versuchung, aktiv zu werden und zu handeln wird oft überwältigend. Jeder Tag bringt eine neue Geschichte, einen neuen Zweifel, eine neue Gelegenheit, die sich zu bieten scheint. Jeden Tag ein neuer Grund, ein kurzfristig orientierter Investor zu sein.

8. Gefährliche Extreme vermeiden.

Das meiste, was wir an den Finanzmärkten beobachten, ist viel Lärm um nichts. Aber es gibt Extremsituationen und die sind wichtig. Wenn die Performance, die Stimmung und die Bewertungen extrem sind (positiv oder negativ), dann kann man dies theoretisch als Anleger vermeiden und sich auf die andere Seite schlagen. Leider erweist sich in der Praxis der Druck, mit der Masse zu gehen und zu tun, was alle tun, meist als unwiderstehlich.

9. Extrem geringe Erfolgsaussichten meistern.

Anleger treffen häufig Entscheidungen, bei denen ihre Erfolgsaussichten unglaublich gering sind. Die Email vom Anwalt des verstorbenen, unbekannten Onkels aus Kanada ist da nur ein Extrembeispiel. Die Erfolgsaussichten bei vielen Finanzprodukten und Beteiligungsan-geboten, sein Geld wieder herauszubekommen ist kaum größer. Aber wir glauben, dass wir derjenige sein werden, der mit einem alternativen Themenfonds tatsächlich Geld verdient oder in eine steuersparende Beteiligung investiert, die dauerhaft astronomische Renditen erzielt. Wir ignorieren die statistischen Wahrscheinlichkeiten, wir können nicht anders.

10. Das "eine" perfekte Investment finden.

Obwohl jeder die Vorteile der Diversifizierung grundsätzlich verstehet, finden wir das langweilig und irgendwie ein Eingeständnis unserer eigenen Grenzen. Viel lieber möchten wir die „eine“ Anlagemöglichkeit finden, die unser finanzielles Schicksal wenden wird, ob es sich nun um eine Aktie, ein Thema, einen Fonds oder eine „Währung“ (Krypto) handelt. Dieser Ehrgeiz nimmt leider regelmäßig kein gutes Ende.

In meinen mittlerweile bald dreißig Jahren in der Finanzindustrie habe ich immer wieder gehört, dass Ego und ein gewisses Maß an Arroganz Voraussetzung für einen erfolgreichen Investor seien, weil man sich „von der Masse abheben“ müsse. Das ist Unsinn. So etwas sind gefährliche Eigenschaften, keine nützlichen. Was es stattdessen braucht, ist den Herausforderungen der Finanzmärkte mit Demut zu begegnen und sich der Grenzen der eigenen Kompetenzen bewusst zu sein. Nur dann können wir vermeiden, unser eigener schlimmster Feind bei der erfolgreichen Vermögensplanung zu werden.

 

 

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

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