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der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Nvidia? Oder lieber Rheinmetall? Ewig gleiche Gespräche

Heute nehme ich Sie mit in die typischen Gespräche über „die Aktie der Stunde“ — und zeige, warum solche Diskussionen selten zielführend sind. Dabei geht es darum, wie ein disziplinierter, prognosefreier Investmentansatz langfristig mehr Gelassenheit und finanzielle Freiheit schafft. Vielleicht entdecken Sie dabei auch eigene Denkmuster wieder.

Wie oft habe ich im letzten Jahr über NVIDIA reden müssen oder in den letzten Monaten über Rheinmetall. Diese Gespräche entstehen, weil Freunde oder Bekannte oder der Börsenprofi im Internet tuscheln, welche Renditen da zu erzielen sind. Ich empfinde dies als solch eine Zeitverschwendung und an diesen Gesprächen alles falsch, was falsch laufen kann.

Wir schreiben uns die Geschichte zurecht, bis sie unserem Ego passt

Der Kurs von Rheinmetall geht durch die Decke und natürlich habe ich das die ganze Zeit schon gewusst. Erst vor zwei Wochen habe ich mit meinem Nachbarn darüber gesprochen. Nur mein Berater ist scheinbar zu dumm oder zu stur, das zu sehen. Ausgeblendet dabei, dass ich genauso alles auf Biotechnologie setzen wollte, statt die KI-Rallye vorherzusehen, dass ich auf Indien und China setzten wollte, weil ich Amerika für überbewertet gehalten habe und dass ich im Corona-Loch erstmal alles aufs Girokonto holen wollte und abwarten, bis die Lage sich beruhigt hat. (Mein Berater sei Dank, habe ich nichts davon getan.)

Wir überschätzen uns maßlos

Nun habe ich also wieder die Nachrichten gelesen. Ich habe mir mein Bild von der Welt gemacht und meine Gedanken, wie das so laufen wird. Meine Quellen dafür sind öffentlich zugängliche Informationen der letzten Tage und Wochen. Und jetzt bin ich frisch und frohgemut der Überzeugung, dass an den Börsen, wo Hedgefonds und Quant-Trader mit millionenschweren Algorithmen im Bereich von Hundertstelsekunden nach Informationsasymmetrien und guten Trades suchen, diese, meine Information mir überdurchschnittliche Renditen bescheren wird. Wo ist der Neuigkeitswert? Wie wahrscheinlich ist das?

Wir sind nicht konsequent und folgerichtig in unserem Reden und Tun

Jedem sein Weg ins Paradies: Wer solche Intuitionen beim Anlegen für wichtig hält, der soll es tun – aber der soll es dann bitte auch tun! Die logisch vernünftige Konsequenz ist dann, alles Geld in diese eine Aktie zu stecken. Vanguard hat das grafisch schön aufbereitet:

Die Grafik ist wie folgt zu lesen. Eigentlich hätte ich nur in amerikanische Aktien investieren sollen; genauer betrachtet sogar nur in US-Wachstumstitel; genauer betrachtet sogar nur in US-Tech-Werte; genauer betrachtet sogar nur in die „Glorreichen 7“; genauer betrachtet sogar nur in Nvidia. Und wenn ich es doch gewusst habe, wieso habe ich das nicht getan?

Vermutlich, weil das Ganze eine Scheindiskussion (Zeitverschwendung) ist, bei der ich (Hallo Ego!) großzügig die ganzen Titel ausblende, die sonst so in meinem Depot dahindümpeln, mit hohen zweistelligen Minusrenditen. Wen wundert es: wir ermitteln monatlich den Top-Performer unserer Portfolios, den „Flavor of the Month“. Selbst als Profis sind wir jedes Mal aufs Neue überrascht, welches Unternehmen das Rennen macht. Im Negativen ist es leider das gleiche: Wir hätten nicht vorhersagen können, dass ehemalige Börsenlieblinge, wie Nokia, General Electric, Telekom, Commerzbank oder Mobilcom auf Dauer in der Kurs-Versenkung verschwinden. Deswegen machen wir kein Stock-Picking.

All dieses ist kein Ersatz für einen Plan

Was ich gelten lasse: es ist Entertainment. Besonders wir Männer machen so etwas gern. Neben Aktien- gibt es noch Pferde- und Sportwetten und sonstige Glücksspiele – mit ein bisschen Kleingeld soll hier jeder seinen Spaß haben – auch wenn ich persönlich das ebenso für Zeitverschwendung halte. Was ich nicht gelten lasse: es wird zur Ausrede für „keinen Plan“. Weil Finanzplanung lästig ist, weil das Vorstellbare interessanter als das Machbare ist, weil die eigenen Verhältnisse im Vergleich zum Umfeld überschätzt werden. Die Gründe sind vielfältig, der Erfolg ist fragwürdig.

Es funktioniert anders einfach besser

Mir gefällt die Analyse, wer welche Rendite mit Rheinmetall gemacht hat, von meinem Kollegen Jannick Seidel [link]. Möglich wären 96% pro Jahr gewesen, die Kursentwicklung von Rheinmetall. Der durchschnittliche, hier diskutierte, aktive Einzeltitel-Anleger hat 52% gemacht, wir haben in unseren Portfolios 78% mit Rheinmetall gemacht. Unser Trick: streng diszipliniert in ein täglich austariertes, prognosefrei global diversifiziertes Portfolio investieren. Da gelingt so etwas ganz von selbst. Und nicht nur bei Rheinmetall, sondern bei allen übrigen Börsenstars auch.

Auf Abwegen, anstatt auf dem Weg zu wahrem Reichtum

Und darum geht es doch eigentlich. Wahrer Reichtum bedeutet für mich, mein Geld schenkt mir Zeit und Freiheit. Zum Mindesten mal die Freiheit, mir über mein Geld keine Sorgen machen zu müssen. Ein Zustand, den ich nie erreichen werde, wenn ich täglich mit Einzeltiteln mitfiebere. Und die Zeit für Dinge, die im Leben wichtiger sind als Geld. Denn eigentlich geht es doch um etwas anderes im Leben. Ich war neulich zum ersten Mal bei einer Bürgeranhörung zur Stadtentwicklung. Ich war überrascht, wie sehr da die Einbindung von uns Düsseldorfern gesucht wird und wie wenige es tun. Ich habe mir vorgenommen, mir dafür künftig mehr Zeit zu nehmen. Gleichzeitig kann ich nicht umhin, regelmäßig beim Essen oder in der Stadt, Gespräche gutsituierter Menschen in meinem Alter mitzubekommen, die offensichtlich einen Großteil ihres Tages damit verbringen, ihre Investmentdepots zu verwalten. Dann frage ich mich, haben wir, die Finanzmedien und die Finanzindustrie das verbrochen, dass so wertvolle Ressourcen so verschwendet werden.

Wir hören am liebsten unsere eigene Meinung

Das alles ist natürlich nur meine Meinung zu wissenschaftlichen Fakten und menschlichen Verhaltensmustern. Wenn ich Glück habe, ist nichts davon neu für Sie und sehen Sie das meiste ähnlich. Denn dann, das ist die letzte unserer schönen, menschlichen Eigenschaften, auf die ich heute anspiele, werden Sie diesen Beitrag sehr mögen und mir gewogen sein. Darauf setze ich zum guten Schluss meine Hoffnung und wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche.

Gerne stehe ich Ihnen für ein persönliches Gespräch zur Verfügung, um Ihre individuellen Gedanken zu besprechen.

Bleiben Sie optimistisch – und immer investiert!

 

 

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

Offenlegung: Alle Beiträge dienen der Werbung. Keiner der Inhalte dieses Internetauftritts stellt eine Anlageberatung, Finanzanalyse oder ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Vertrags oder Wertpapieres dar.

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