Blog

der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Lohnt sich die Investition in Rheinmetall und den Verteidigungssektor?

Der US-amerikanische Präsident fordert von den NATO-Staaten, 5% des BIPs in die eigene Verteidigung zu investieren. Der deutsche Außenminister Johann Wadepfuhl hat bereits angekündigt, dem zu folgen. Ist nun der richtige Zeitpunkt, um Verteidigungsaktien im eigenen Portfolio überzugewichten? Wir als Vermögensverwalter sind skeptisch.

Dagg.Invest: Smart investieren – Die Vorteile 
von Indexfonds und ETFs für Ihr Portfolio

Enorme Kursanstiege seit Kriegsbeginn.

Betrachten wir die Kursentwicklung des bekanntesten deutschen Verteidigungsunternehmens Rheinmetall seit Ausbruch des Ukrainekriegs. Am 02.03.2022 notierte der Aktienkurs der Rheinmetall AG bei ca. 163 Euro. Am 11.06.2025 ist die Aktie mit 1672 Euro bepreist. Die Wertentwicklung im Zeitraum seit Kriegsbeginn liegt bei über 926 %. Somit lässt sich erkennen, dass Anleger seit Kriegsausbruch mit hohen Gewinnen der Verteidigungsindustrie rechnen. Konkrete Kurstreiber könnten die Einführung des „Sondervermögen Bundeswehr“, Debatten über die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder die Erhöhung des NATO-Verteidigungsziels gewesen sein.

 

Die kapitalgewichtete Rendite misst den Anlegererfolg.

Verfolgt man Medienberichte über einzelne Aktien, erhält man meistens die zeitgewichtete oder einfache Rendite eines gewissen Zeitraums. Diese unterscheidet sich jedoch von der Rendite, die Sie als Anleger erhielten, wenn Sie eine solche Investition tätigen würden. Die zeitgewichtete Rendite betrachtet gewisse Zeiträume (z. B. Kalenderjahre) und errechnet daraus das geometrische Mittel der Rendite. Die Investitionszeitpunkte, die Länge der betrachteten Perioden und die Höhe des Investitionsbetrags fließen nicht in die Berechnung der zeitgewichteten Rendite ein. Diese Kriterien sind jedoch zentral für die Ermittlung der eigenen Rendite, der kapitalgewichteten Rendite. Hintergrund ist, dass Sie als Anleger wahrscheinlich nicht den perfekten Ein- und Ausstiegszeitpunkt treffen. Medienberichte über enorm hohe Wertsteigerungen haben das Potenzial, Gier bei Anlegern auszulösen. Diese Art von Schlagzeilen lässt einen schnell vergessen, dass man auch in Jahren des enormen Kursanstiegs Renditen erzielen kann, die deutlich niedriger als die propagierte Performance oder gar negativ sind. Denn die oben beschriebene Rendite basiert auf einem 5-Jahreszeitraum. Dazwischen unterlag der Kurs jedoch Schwankungen.

 

Die Tageszeitungen und Nachrichtensendungen sind voll mit Investitionsempfehlungen in einzelne Aktien oder Sektoren. Am 04.02.2025 gab Rheinmetall eine Pressemitteilung heraus, in der das Unternehmen die Öffentlichkeit über weitreichende Aufträge zur Digitalisierung und Ausrüstung der Bundeswehr informierte. In den Tagen darauf sank der Kurs, bevor er im folgenden Monat ein enormes Wachstum verzeichnete. In den darauffolgenden zwei Wochen sank der Kurs erneut. Dies verdeutlicht, dass der Einstiegs- und Verkaufszeitpunkt sowie die Höhe der Investition eine entscheidende Rolle spielen. Die Rendite der begutachteten 5-Jahres-Periode ist für Anleger irrelevant, wenn sie die Aktie Ende Februar 2025 erworben und Mitte März 2025 aufgrund von Enttäuschung über die kurzfristig negative Kursentwicklung wieder verkauft hätten. Investoren hätten dann Verluste eingefahren.

 

Drei verschiedene Investmentstrategien.

Nachdem wir erfahren haben, dass die persönliche Anlegerrendite häufig von der öffentlich propagierten Rendite abweicht, stellt sich die Frage, wie man als intelligenter Investor mit solchen Marktentwicklungen umgeht. Die Schwierigkeit ist, dass Sie die Wertentwicklung von einzelnen Aktien erst im Nachhinein kennen. Sehen wir uns drei Strategien an. Wir nehmen jeweils an, wir hätten zu Beginn einen Betrag von 50.000 Euro zum Investieren zur Verfügung.

Die erste Strategie ist keine wirkliche Investmentstrategie, sondern beschreibt eher einen Glückstreffer. Dabei kaufen wir die Rheinmetall-Aktie zu einem Zeitpunkt, halten diese, führen keine weiteren Zu- oder Verkäufe durch und verkaufen die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt wieder. Im konkreten Fall hätte man mit dieser Strategie eine Kurssteigerung von 926 % bzw. 96 % pro Jahr zwischen März 2022 und Juni 2025 eingefahren. Bei einer Investition von 50.000€ im März 2022 wäre das Vermögen bis Juni 2025 auf rund 512.000 Euro angewachsen. Die blaue Linie in Abbildung 1 zeigt diese Strategie. Bei dieser Strategie ist man nur in eine Aktie investiert und trägt das Risiko, dass die Aktiengesellschaft während der Haltedauer Kursverluste verzeichnet oder im schlimmsten Fall insolvent geht. Des Weiteren hätte man sich auch zwischendurch sicher sein müssen, dass die Aktie ein solches Wachstum hinlegt. Viele Investoren hätten womöglich nach der ersten Verdopplung des Kurses ihren Bestand verkauft.

 

Die zweite Strategie simuliert, wie die meisten Privatanleger tatsächlich agiert haben. Orientiert man sich am Handelsvolumen, stellen wir fest, dass das Interesse von Privatanlegern an Rheinmetall ab März 2022 stieg und anschließend mit der Nachrichtenlage zu- und wieder abnahm. Wir simulieren, dass der Investor im März 2022 Rheinmetall-Aktien gekauft und versucht hat, mit taktischen Ein- und Ausstiegen eine Überrendite zu erzielen. Als Anlagebetrag nehmen wir wieder 50.000 Euro an. Die von uns nachempfundene Strategie, die der Nachrichtenlage seit Kriegsbeginn folgt, ist in Abbildung 2 durch die orangene Linie dargestellt. Die Ein- und Ausstiegszeitpunkte haben wir grau markiert. Hierbei verpasst der Investor meist die perfekten Kauf- und Verkaufszeitpunkte, so wie es in der Realität häufig der Fall ist. Diese Strategie führte zu einer Rendite von nur 52 % p.a.  Aus dem Betrag von 50.000 Euro im März 2022 wären nur ca. 139.000 Euro im Juni 2025 geworden. Zusätzlich drücken Transaktionskosten und Steuern den Wertzuwachs, da diese beim aktiven Trading gegenüber dem passiven Investieren erhöht sind. Diese haben wir in unserer Simulation nicht berücksichtigt.

 

Anstatt des Market-Timings und der Einzeltitelauswahl muss es also eine andere Herangehensweise geben, um als Investor von derartigen Kursentwicklungen profitieren zu können, ohne sich auf das Glück verlassen zu müssen. Da weder der perfekte Einstiegszeitpunkt noch die konkrete Aktie, in die es sich zu investieren lohnt, vorher bekannt sind, empfiehlt sich ein passiverer, diversifizierter Ansatz. In diesem Fall läuft man nicht Gefahr, auf das falsche Pferd zu setzen. Stattdessen hält man alle am Kapitalmarkt gelisteten Verteidigungsunternehmen sowie sämtliche weitere Wirtschaftssektoren im Portfolio. Zusätzlich ist es wichtig, langfristig zu denken. Damit durchläuft man als Investor zwar die Kurstäler, partizipiert jedoch auch anteilig an Kurserholungen und nimmt die Allzeithochs mit. Man hält in diesem Fall also die jeweiligen Aktien als Teil eines breit diversifizierten Fonds. Hierbei spielt zusätzlich die Gewichtung der jeweiligen Aktie im Fonds eine Rolle. Aktienrenditen unterliegen der Regression zum Mittelwert. Dies bedeutet, dass nach einer Periode mit einer extrem hohen Rendite die Wahrscheinlichkeit einer niedrigen bzw. negativen Rendite in der Folgeperiode steigt und umgekehrt. Daher ist es ratsam, den Anteil einer Aktie am Fonds zu verringern, wenn kürzlich ein hohes Wachstum stattgefunden hat. Die Partizipation an der darauffolgenden Abwärtsbewegung des Aktienkurses ist dann geringer. Dies führt zu einer erhöhten Rendite im langfristigen Durchschnitt.

 

Schauen wir uns an, wie die Beteiligung von Rheinmetall konkret in den Portfolios unserer Mandanten aussieht. Dafür nehmen wir wieder an, dass wir im März 2022 einen Betrag von 50.000 Euro investiert hätten. Mit 50.000 Euro ließen sich damals 307 Rheinmetall-Aktien im Wert von 163 Euro kaufen. Im Dezember 2023 haben wir erstmalig Aktien im Wert von 28.288 Euro verkauft. Anschließend fand ein Kurswachstum statt. Am 31.03.2025 haben wir daher 25.975 Euro realisiert. Am Ende der Periode erhalten wir mit dieser Investition einen Portfoliowert von 315.479 Euro. Diese Strategie erzielte eine kapitalgewichtete Rendite von 78 % pro Jahr und wird durch den grünen Graphen in Abbildung 1 dargestellt.

Abbildung 1: Vergleich verschiedener Investitions- und Tradingsstrategien am Beispiel der Rheinmetall-Aktie

Quelle: eigene Darstellung


Bei einer folgenden gravierenden Kurskorrektur würde die DAGG.INVEST-Strategie die Glückstreffer-Strategie schlagen. Eine solche Tendenz lässt sich bereits aus der jüngsten Abwärtsbewegung der letzten zwei Wochen beobachten. Bei der blauen Linie in Abbildung 2 fällt die Abwärtsbewegung gravierender aus, da bei der Strategie, die durch die grüne Linie abgebildet wird, bereits Aktien verkauft und der Anteil im Fonds verringert wurde. Betrachtet man Perioden mit weniger weltweiten geopolitischen Spannungen, performt diese Strategie ebenfalls besser als die Glückstreffer-Strategie.

In der folgenden Tabelle werden die Resultate der verschiedenen Investmentstrategien noch einmal gegenübergestellt:

 

Fazit: Wissenschaftlich investieren.

Markettiming und Sektoreninvestments haben kein wissenschaftliches Fundament. Sie bergen zusätzliche Risiken, die nicht durch eine Überrendite kompensiert werden. Außerdem schmälern höhere Transaktionskosten die Rendite. Seit Kriegsbeginn sind Aktien des Verteidigungssektors gut gelaufen. Wie die Wertentwicklung zukünftig sein wird, lässt sich nicht vorhersehen. Niemand weiß, ob in den kommenden Jahrzehnten tatsächlich die Kriegsgefahr und der Bedarf nach Rüstungsgütern steigen oder nicht doch eine Welle der Abrüstung und des Pazifismus bevorsteht. Dementsprechend raten wir unseren Mandanten davon ab, ihren Vermögensaufbau oder ihre Altersvorsorge auf einzelnen Aktien oder Sektoren aufzubauen.

Haben Sie in den vergangenen Jahren überlegt, einzelne Aktien eines bestimmten Sektors zu kaufen? Lassen Sie uns ins Gespräch kommen.

Jannick Seidel

Unabhängigkeit, Transparenz und eine fundierte Auseinandersetzung mit den Kapitalmärkten – diese Werte prägen mein berufliches Handeln. Ich bin Junior Wealth Manager aus Überzeugung, weil ich Menschen für den Kapitalmarkt begeistern, Chancen verständlich machen und Vorurteilen begegnen möchte. Mein Ziel ist es, finanzielle Zusammenhänge greifbar zu machen und durch ehrliche Beratung langfristige Sicherheit zu schaffen.

Offenlegung: Alle Beiträge dienen der Werbung. Keiner der Inhalte dieses Internetauftritts stellt eine Anlageberatung, Finanzanalyse oder ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Vertrags oder Wertpapieres dar.

Zurück

Navigation Schließen Suche E-Mail Telefon Kontakt Pfeil nach unten Pfeil nach oben Pfeil nach links Pfeil nach rechts Standort Download Externer Link Startseite LinkedIn Instagram