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der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Führen Portfolios mit höheren Aktienquoten zu mehr finanzieller Freiheit im Ruhestand? (1/3)

Eine der häufigsten Fragen, die uns in der Vermögensplanung begegnet, lautet: Welcher Aktienanteil ist für mich eigentlich sinnvoll? In unserer eigenen Studie haben wir untersucht, wie sich die Wahl der Anlagestrategie auf den Wohlstand auswirkt und welche weiteren Kriterien für finanzielle Freiheit im Ruhestand wichtig sind.

Die folgende 3-teilige Beitragsreihe fasst die Erkenntnisse unserer Studie zusammen. Die Wahl der Anlagestrategie ist nicht nur für Unternehmer, die kaum gesetzliche Rentenansprüche haben relevant, sondern ebenso für Angestellte, deren staatliche Rente oft nicht zum Leben reicht. Im ersten Teil der dreiteiligen Beitragsserie beschäftigen wir uns mit der Ansparphase und zeigen welchen Einfluss Zeit, Strategie und Startkapital haben. Wir schauen uns zudem an, wie viel man sparen muss, um zum Ruhestand ein Vermögen aufzubauen, das finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht.

So viel Sparen die Deutschen

Viele Menschen sparen regelmäßig, doch die Frage ist: Reicht das? Laut dem Statistischen Bundesamt sparen deutsche Haushalte im Schnitt rund 10 % ihres monatlichen Nettoeinkommens. Dieser Wert umfasst allerdings sämtliche Formen des Sparens – vom Geld auf dem Girokonto bis hin zu Investitionen in Fonds. Ob diese 10 % genügen, hängt jedoch entscheidend davon ab, wie das Geld angelegt wird. Wie man die Altersvorsorge aufstellt, spielt hier eine größere Rolle, als vielen bewusst ist.

Oft hört man die Faustregel „100 minus Lebensalter = Aktienquote“. Sie besagt, dass jüngere Menschen stärker in Aktien investieren sollten, während der Aktienanteil mit zunehmendem Alter sinkt. Diese Regel klingt einleuchtend, doch sie ist nicht in Stein gemeißelt. Denn der Anlageerfolg hängt in der Ansparphase vor allem vom Anlagehorizont ab. Wer noch viele Jahre bis zum Ruhestand übrig hat, profitiert besonders vom Zinseszinseffekt – also der Tatsache, dass Erträge wiederum Erträge erwirtschaften. In solchen Fällen können hohe Aktienquoten sehr vorteilhaft sein. Wer allerdings nur noch wenige Jahre Zeit hat, sollte vorsichtiger sein, da kurzfristige Crashs das Depotvermögen zum Ruhestandbeginn stark verringern können.

Wie haben wir getestet?

Um herauszufinden, wie sich das in der Praxis auswirkt, haben wir ein Zielvermögen von 1,5 Millionen Euro zum Renteneintritt mit 67 Jahren definiert. Daraus sollen später 4 % pro Jahr entnommen werden – also 60.000 Euro, die den Lebensstandard im Ruhestand sichern. Anschließend haben wir untersucht, wie sich verschiedene Anlagehorizonte von 5, 10, 15 und 20 Jahren auswirken. Das entspricht Menschen, die mit 47, 52, 57 oder 62 Jahren beginnen, zu investieren. Zusätzlich haben wir berücksichtigt, wie sich unterschiedliches Startkapital auswirkt – 375.000 Euro, 750.000 Euro und 1.125.000 Euro, also 25 %, 50 % und 75 % des Zielvermögens.

Die getesteten Strategien wenden wir häufiger in unserer Vermögensverwaltungspraxis an. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihren Aktien- und Anleiheanteil:

Konservative Strategie – 45 % Aktienfonds, 55 % Anleihefonds
Ausgewogene Strategie – 60 % Aktienfonds, 40 % Anleihefonds
Chancenreiche Strategie – 75 % Aktienfonds, 25 % Anleihefonds
Ertragsgetriebene Strategie – 100 % Aktienfonds

Für die Berechnungen haben wir Kosten, Steuern und Inflation berücksichtigt und mit einer Monte-Carlo-Simulation gearbeitet. Ohne zu sehr ins Detail dieser Methode zu gehen: Dabei werden viele tausend mögliche zukünftige Marktverläufe simuliert – gute, schlechte und durchschnittliche. So erhält man einen realistischen Eindruck davon, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine bestimmte Strategie das gewünschte Ziel tatsächlich erreicht. Die Sparrate haben wir dabei nicht in Euro, sondern im Verhältnis zur späteren Entnahme von 60.000 Euro angegeben. Das macht die Werte unabhängig vom Einkommen. Ein Wert von 100 % bedeutet also: Man müsste jährlich 60.000 Euro sparen, 200 % entsprechen 120.000 Euro und so weiter.

Fazit: Zeit ist Geld

Die folgende Matrix zeigt, wie stark der Anlagehorizont und das Startkapital Einfluss auf die nötige Sparleistung haben. Die Strategie spielt eine Rolle, aber eine deutlich kleinere, als häufig angenommen wird:

 

Die Ergebnisse sind eindeutig: Wer 20 Jahre vor dem Ruhestand beginnt, muss – selbst bei nur 25 % Startkapital – je nach Strategie lediglich rund 58 bis 78 % der späteren Entnahme ansparen. Das entspricht in unserem Beispiel etwa 35.000 bis 47.000 Euro jährlich. Wer dagegen bereits 75 % des Zielvermögens besitzt und noch 20 Jahre Zeit hat, muss gar nichts mehr sparen. Eine Einmalanlage genügt. Anders sieht es aus, wenn erst fünf Jahre vor dem Ruhestand begonnen wird: Dann liegt die notwendige Sparrate bei etwa dem Zwei- bis Vierfachen der späteren Entnahme – also zwischen rund 120.000 und 240.000 Euro jährlich. Das verdeutlicht eindrucksvoll, wie teuer verlorene Zeit werden kann.

Zudem zeigt die Matrix: Die Wahl der Strategie hat zwar einen Einfluss, aber dieser fällt weit geringer aus als oft vermutet. Selbst eine Erhöhung die Änderung der Strategie zur Strategie mit der nächsthöheren Aktienquote reduziert die Sparrate nur um maximal 10 %. Der entscheidende Hebel ist und bleibt der frühzeitige Beginn. Das ist eine enorme Erkenntnis. Häufig wird die Wahl des besten Produkts bei der Altersvorsorge in den Vordergrund gestellt, das einen dann reich machen soll. Nun haben wir erfahren, dass die Zeit eine mindestens genau so wertvolle Währung ist. Natürlich sollte man eine Anlagestrategie wählen, die zu einem passt und über die Jahre durchgehalten werden kann. Es lohnt sich, auf solide und planbare Renditen zu setzen, anstatt auf Teufel komm raus die letzten Prozentpunkte herauskitzeln zu wollen.

Mit diesem ersten Artikel wissen wir nun, wie sich das Zielvermögen zum Ruhestand erreichen lässt und welche Rolle Aktienquoten in der Ansparphase spielen. Im nächsten Teil der Serie beleuchten wir, wie eine optimale Strategie im Ruhestand aussehen kann und worauf es bei Entnahmen ankommt.

 

Jannick Seidel

Unabhängigkeit, Transparenz und eine fundierte Auseinandersetzung mit den Kapitalmärkten – diese Werte prägen mein berufliches Handeln. Ich bin Junior Wealth Manager aus Überzeugung, weil ich Menschen für den Kapitalmarkt begeistern, Chancen verständlich machen und Vorurteilen begegnen möchte. Mein Ziel ist es, finanzielle Zusammenhänge greifbar zu machen und durch ehrliche Beratung langfristige Sicherheit zu schaffen.

Offenlegung: Alle Beiträge dienen der Werbung. Keiner der Inhalte dieses Internetauftritts stellt eine Anlageberatung, Finanzanalyse oder ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Vertrags oder Wertpapieres dar.

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