Die richtige Balance für 2025: Optimismus und Vorsicht
Zum Jahresende 2024 befinden wir uns in einer interessanten Situation. Technologieaktien sind dank der KI-Euphorie stark gestiegen. Der Aktienmarkt, getrieben von amerikanischen Unternehmen, verzeichnet beeindruckende Gewinne, und selbst Anleihen haben sich zu erholen begonnen. Doch mit dieser positiven Entwicklung schleicht sich ein bekanntes Gefühl wieder ein – Unsicherheit darüber, was als Nächstes kommt.
Diese Unsicherheit ist natürlich und in vielerlei Hinsicht gesund. Nach starken Kursgewinnen ist es klug, die Nachhaltigkeit der Bewertungen zu hinterfragen. Der Schlüssel zum langfristigen Anlageerfolg liegt jedoch nicht darin, die nächsten Marktbewegungen perfekt vorwegzunehmen. Vielmehr geht es darum, eine ausgewogene Perspektive zu bewahren, die sowohl Risiken als auch Chancen berücksichtigt.
Meine Empfehlung für 2025 lautet daher: Seien Sie pessimistisch beim Sparen und optimistisch beim Investieren. Das mag widersprüchlich klingen, aber lassen Sie mich erklären, warum dieser Ansatz funktioniert.
Warum man beim Sparen pessimistisch sein sollte
Die Geschichte zeigt, dass bedeutende Marktrückgänge mit überraschender Regelmäßigkeit auftreten. In jedem Jahrzehnt sollte man am Aktienmarkt mit ein bis zwei Rückgängen von über 50%, einem Rückgang von 30% alle 4-5 Jahre und Rückgängen von 10% fast jährlich rechnen. Dies sind keine Vorhersagen – es sind historische Muster, die sich über verschiedene Epochen hinweg immer wieder gezeigt haben.
Deshalb halten wir ausreichende Liquiditätserven vor und legen in diversifizierten Portfolios an. Nicht weil wir eine Katastrophe erwarten, sondern weil wir Unsicherheit akzeptieren. Genauso wie Sie beim Wandern in den Alpen immer eine Jacke und genügend Proviant für plötzliches Wetterumschlagen dabeihaben, sollten Sie keinen Finanzplan ohne Berücksichtigung von Marktvolatilität aufstellen und auch mit negativen Renditen rechnen.
Warum man beim Investieren optimistisch sein sollte
Hier kommt der entscheidende Punkt: Während kurzfristige Marktbewegungen unvorhersehbar sind, zeigt der langfristige Trend konstant nach oben. Das ist kein blinder Optimismus, sondern basiert auf einer fundamentalen Realität: Trotz regelmäßiger Rückschläge schreiten menschliche Innovation und Produktivität kontinuierlich voran.
Blicken wir einfach zurück: In jedem Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts gab es scheinbar unüberwindbare Herausforderungen – Weltkriege, Ölkrisen, Inflation, Deflation, politische Umwälzungen. Doch durch all das hindurch haben sich Unternehmen angepasst, innoviert und wurden letztlich wertvoller. Dieser Prozess setzt sich heute mit künstlicher Intelligenz, erneuerbaren Energien und unzähligen anderen Innovationen fort.
Was das im Hinblick auf 2025 heißt
Die Begeisterung für KI und technologischen Fortschritt, die wir 2024 gesehen haben, ist nicht unbegründet – es handelt sich um echte Innovationen mit potenziell transformativen Auswirkungen. Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass der Weg zur Realisierung dieser Vorteile nicht geradlinig nach oben verlaufen wird. Es wird wahrscheinlich Rückschläge, Enttäuschungen und Phasen der Volatilität geben.
Hier wird unser ausgewogener Ansatz entscheidend. Wir halten ausreichende Liquiditätsreserven und Diversifikation vor, um kurzfristige Volatilität zu bewältigen, bleiben aber investiert, um langfristiges Wachstum zu nutzen. Es geht nicht darum, das Auf und Ab der Märkte zu timen – sondern darauf vorbereitet zu sein.
Die Kraft der Vorbereitung
Denken Sie daran: Das Ziel ist nicht, alle Marktrückgänge zu vermeiden – das ist unmöglich. Das Ziel ist es, so positioniert zu sein, dass Marktrückgänge Ihren langfristigen Finanzplan nicht aus der Bahn werfen. Das bedeutet:
- Angemessene Notfallreserven
- Ein diversifiziertes, auf Ihre Ziele ausgerichtetes Portfolio
- Ein klares Verständnis Ihres Zeithorizonts
- Regelmäßige Portfolio-Rebalancierung zur Aufrechterhaltung angemessener Risikoniveaus
Ausblick
Konzentrieren Sie sich zum neuen Jahr nicht darauf vorherzusagen, ob die Märkte steigen oder fallen werden, sondern auf das, was Sie kontrollieren können. Sind Ihre Barreserven ausreichend? Haben Sie Ihre Pläne für die kommenden Jahre hinreichend mit uns besprochen und geteilt, damit wir Ihre Risikotragfähigkeit richtig einschätzen? Sparen Sie genug bzw. haben Sie genug angelegt? Diese Faktoren – nicht kurzfristige Marktbewegungen – werden letztendlich über Ihren finanziellen Erfolg entscheiden.
Die Märkte werden uns immer eine Mischung aus Chancen und Unsicherheit präsentieren. Der Schlüssel liegt darin, ein Portfolio zu halten, das es Ihnen ermöglicht, von langfristigem Wachstum zu profitieren und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit zu bewahren, um kurzfristige Volatilität zu bewältigen. Dieser ausgewogene Ansatz hat Anlegern durch unzählige Marktzyklen hindurch gute Dienste geleistet und bleibt auch heute der zuverlässigste Weg nach vorn.
Denken Sie daran: Wir müssen die Zukunft nicht perfekt vorhersagen können, um ein erfolgreicher Anleger zu sein. Sie brauchen nur einen ausgewogenen Plan und die Disziplin, diesen unter verschiedenen Marktbedingungen beizubehalten. Dabei unterstützen wir Sie auch im neuen Jahr gerne.
In diesem Sinne, herzliche Grüße und einen Guten Rutsch in das neue Jahr!
Christian Dagg
Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.
Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.
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