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der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Wie Phönix aus der Asche

von Christian Dagg
  • Privates Vermögen

Seit Jahresbeginn ist die Stimmung an den Börsen schlecht. Teile des Marktes halten sich, aber amerikanische Technologiewerte (Nasdaq) sind mit einem Minus von 28% definitiv im Krisenmodus und auch der Teilmarkt amerikanischer Großunternehmen (S&P 500) steht mit einem Minus von 15% kurz davor. Zusammen mit den restlichen Geschehnissen der Welt (Krieg, Lieferengpässe, Inflation) sieht das nach den Vorboten, bzw. der vorweggenommenen Börsenerwartung einer Weltwirtschaftskrise aus.

Börsen im Rückwärtsgang
Die Börse legte allerdings schon zu Jahresbeginn den Rückwärtsgang ein, als die schlimmen weltpolitischen Entwicklungen noch nicht absehbar waren. Zu dem Zeitpunkt hatten die Aktienmärkte allerdings ein Jahrzehnt mit durchschnittlich 14,8% Wertsteigerung pro Jahr hinter sich, von 2019 bis 2021 sogar 23% im Schnitt. Historisch gesehen liegt die Renditeerwartung für Aktien im langfristigen Mittel bei acht bis neun Prozent pro Jahr. Und die historischen Börsenzyklen zeigen, dass große Aufschwungphasen zwischen fünfzehn und zwanzig Jahren dauern können. Die aktuelle Aufschwungphase begann 2010. Sie könnte also noch fünf bis sieben Jahre andauern. Es könnte aber auch sein, dass zur Erklärung für die aktuellen Kursrückgänge gar kein Weltuntergang nötig ist, sondern lediglich eine überfällige Korrektur der Gewinnerwartungen hin zum langfristigen Durchschnitt stattfindet. Das ist zwar auch nicht schön, nimmt dem Ganzen aber etwas die Dramatik.

Stellt sich dennoch die Frage, wie wir Anleger mit der Situation umgehen. Denn unabhängig von der Börsenlage wird von vielen durch die Zinsschritte zur Bekämpfung der Inflation eine Rezession in Amerika und Europa vorhergesagt1.

Geldanlage angesichts drohender Rezession
Hierzu gilt es zweierlei zu bedenken. Erstens sind Börsen und Wirtschaft nicht das gleiche. Die Börsen beschäftigen sich nur mit den Gewinnen, und zwar nur von börsennotierten Unternehmen, wohingegen es bei der Wirtschaft um die Produktion geht, und zwar von allen Unternehmen. Deswegen müssen die Börsen nicht zwangsläufig nach unten gehen, wenn die Wirtschaft in eine negative Konjunkturphase läuft. Zweitens sind Börsenkurse Vorhersagen, denn sie reflektieren die Erwartungen der Anleger, wie die Gewinne der Unternehmen in der Zukunft sein werden. Das heißt, wenn der Markt insgesamt zu der Einschätzung kommt, dass Firmen in Zukunft weniger verdienen werden, dann stehen wir nicht kurz vor einem Kurseinbruch, sondern dann haben den Kurseinbruch wahrscheinlich gerade hinter uns. Börsenkurse vorherzusagen heißt, Änderungen von Vorhersagen vorherzusagen… Das ist schwierig, denn alles, was wir wissen, ist ja in den Vorhersagen schon enthalten.

Seit 1928 gab es vierzehn Abschwungphasen an den Börsen ohne Rezession in der Wirtschaft und elf Abschwungphasen mit Rezession. Die Kursrückgänge ohne Rezession waren im Schnitt milder (zwischen 11% und 26%) als mit Rezession (zwischen 14% und 40%). Umgekehrt betrachtet heißt das, falls dies nur eine Marktkorrektur ohne große Wirtschaftskrise bleibt, haben wir vielleicht den Boden schon erreicht. Andererseits, bekommen wir eine Rezession, ist historisch gesehen noch Luft nach unten. Es bleibt für den Anleger gefährlich, Vorhersagen zu machen! Es ist nicht zu sagen, wann der Abschwung an den Börsen vorbei sein wird. Nur dass er irgendwann vorbei ist und es dann wieder stärker aufwärts gehen wird als zuvor, das ist sicher. Für Anleger gilt also auch in dieser Situation unverändert: Wenn wir wissen, dass etwas funktioniert, wir nur nicht wissen, wann es funktioniert, dann sind wir investiert!

Damit rechnen, womit keiner rechnet.
Teil der Wahrheit ist aber auch, dass obwohl Investiertsein die einzig sinnvolle und richtige Strategie für Anleger ist, heute die erwarteten Renditen niedriger sind. Hier schließt sich der Kreis von der Anlagestrategie zur Finanzplanung. Gerade in Zeiten wie diesen gilt es, weniger von außen auf Heilsversprechen zu warten, als selbst Dinge in die Hand zu nehmen, die selbst zu beeinflussen sind. Denn die größten Risiken der Planung sind die Ereignisse, mit denen niemand gerechnet hat. Auch die beste Anlagestrategie bringt auf kurze Sicht regelmäßig unerwartete/unerwünschte Ergebnisse.

Eine Vermögensstrategie, bei der alle vorstellbaren Risiken eingeplant sind, wird immer von den nicht vorstellbaren Ereignissen unvorbereitet getroffen. Erst dann, wenn es sich so anfühlt, als würde man die Risikostrategie übertreiben, ist erfahrungsgemäß das richtige Maß an finanzieller Sicherheit und passender Liquiditätsreserve gefunden. Die eigene Vermögensstrategie sollte sich hinsichtlich Sicherheitsreserven übertrieben anfühlen, damit sie angemessen ist. Wenn man anfängt, über sich selbst den Kopf zu schütteln, ist es wahrscheinlich gerade richtig. Das gleiche gilt für Schulden, nur im umgekehrten Sinn: Wenn es sich anfühlt, als würde man Geld verschenken, weil all die angebotenen Darlehensmöglichkeiten gar nicht ausschöpft werden, dann ist der der Verschuldungsgrad höchstwahrscheinlich gerade richtig.

Doch alle rechnen stattdessen damit, womit jeder rechnet. Und sind die Renditen gut und die Zinsen niedrig, werden die Planungen optimiert… bis die böse Überraschung kommt. Jedes Jahr aufs Neue. Das gehört zur Einordnung der Situation auch dazu. Wir können nicht vorhersagen ob die Börsen sich schon wieder erholen oder noch weitere Rückschläge bevorstehen. Noch sind die Kurse relativ hoch und die erwarteten Renditen niedrig. Vorsichtig planen und optimistisch Investiertsein ist das richtige Vorgehen. Das klingt alles sehr gedämpft – und es ist auch alles nur die eine Seite der Medaille. Riskieren wir für den positiven Ausblick zum Schluss einen Blick auf die andere Seite.

Phönix aus der Asche
Sucht man in der näheren Vergangenheit nach Parallelen für die aktuelle Gemengelage, drängen sich die Siebziger Jahre auf – auch wenn ich überzeugt bin, dass Geschichte sich nur reimt und nicht wiederholt. Hohe Rohstoffpreise, hohe Inflation, rückläufige Börsenkurse, Krieg zwischen den Wirtschaftsblöcken (Vietnamkrieg), Rezession: die 70-iger Jahre waren eine wirtschaftlich schwierige Dekade. Aber genau dieses Jahrzehnt war die Geburtsstunde von vielen Unternehmen, die heute unsere Welt und unser Leben bestimmen und Anlegern traumhafte Renditen bescheren, wie beispielsweise Microsoft, Apple oder (in Amerika) Homedepot. Selbst wenn wir also einmal wieder eine Phase wirtschaftlich schwieriger Jahre vor uns haben sollten, sind solche Zeiten gleichzeitig auch Schmelztiegel und Nährboden für neue Entwicklungen und, wie Phönix aus der Asche, für die Stars von morgen in unserem Portfolio.

 

1 Inflation führt nicht zwangsläufig zu einer Rezession, aber historisch werden Phasen hoher Inflation fast immer durch eine Rezession beendet.

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

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