Steigende Zinsen: Jetzt wieder Festgeld? Warum es nicht immer die beste Wahl ist

Aufgrund Erhöhung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank steigen nun auch wieder die Zinsen für Festgeldanlagen. Deshalb sind jetzt viele Leute der Meinung, sie müssten sich nicht mehr am globalen Kapitalmarkt beteiligen, um Ihr Geld und eine Zukunft im finanziellen Wohlstand zu sichern. Dieser Gedanke könnte vielen Leuten teuer zu stehen kommen.

Festgeld ist eine sehr sichere Form der Anlage, bei welchem das Geld eine vertraglich festgelegte Verzinsung über einen bestimmten Zeitraum erhält. Hierbei lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit zu Anleihen feststellen, jedoch sind Anleihen deutlich flexibler. Beim Festgeld ist das angelegte Kapital über den Anlagehorizont gebunden, das bedeutet Festgeld ist eine sehr illiquide Form der Geldanlage. Wenn man etwa unerwartete Kosten hat und das Geld dringend benötigt, ist es zwar möglich das Festgeld aufzulösen, jedoch ist dies oft mit hohen Gebühren verbunden. Diese fehlende Liquidität ist bereits ein großer Nachteil im Vergleich zu Kapitalmarktinvestments.

Viele Leute sind jetzt der Meinung, dass Sie die steigenden Zinsen in Form einer Investition in Festgeld nutzen sollten. In der Tat sind die Zinsen dieser Anlageklasse in der Vergangenheit stark angestiegen. Während man vor einem Jahr bei einer Direktbank gerade einmal Zinsen unter 1 % bekommen hat, sind es heute mittlerweile 2-3 % Zinsen. Das klingt relativ verlockend, jedoch ist dieser Garantiezins tückisch. Um eine Aussage über die Attraktivität dieser Zinsen machen zu können, muss man immer die Inflation in Betracht ziehen. Diese lag im July 2023 in Deutschland bei 6,2 %. Mit einem Festgeldkonto würde man also (sofern die Inflation so hoch bleibt) einen realen Verlust von 3-4 % einfahren. Klingt doch nicht mehr so verlockend. Um den Wert seines Geldes zu erhalten und im besten Falle zu vermehren, macht eine Investition in die Weltwirtschaft deutlich mehr Sinn. Der MSCI World Index (er bildet rund 1.600 Aktien aus 23 Industriestaaten ab) hat seit 1975 im Durchschnitt 9 % p.a. erwirtschaftet. Zu erwähnen ist natürlich, dass das Festgeld keinen Schwankungen unterliegt, jedoch sind Kursschwankungen und Volatilität der Preis, den man zahlt, um Mehr-Rendite zu erhalten.

Des Weiteren beinhalten Festgeld Anlagen das sogenannte Emittentenrisiko, also das Risiko eines Zahlungsausfalls des Vertragspartners. So kann es sein, dass die Bank, die das Festgeld anbietet, zahlungsunfähig wird. Das gesamte Investment wäre somit verloren. Zwar greift hier der staatliche Einlagenschutz, jedoch gilt dieser nur bis zu einer Einlage von 100.000 €, was diese Anlage besonders für größere Vermögen unattraktiv macht.

Wenn Sie einen gewissen Geldbetrag sicher bewahren wollen für eine geplante Ausgabe (wie etwa das Eigenkapital bei einem Hauskauf) ist das Festgeld eine sehr gute Lösung. Wenn Sie jedoch über langfristiges Investieren nachdenken, sollten Sie stattdessen lieber der Weltwirtschaft vertrauen (Aktien sollten nur mit langfristigem Anlagehorizont gekauft werden). Belohnt werden Sie langfristig mit einer hohen Durchschnittsrendite und mehr Verfügbarkeit Ihres Geldes durch den liquiden Charakter, den Aktien aufweisen.