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der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Jetzt wird künftiger Erfolg gepflanzt

von Christian Dagg
  • Finanzpsychologie

Mit jedem weiteren Kursrückgang steigen die Chancen auf künftige Wertsteigerungen. Wertsteigerungen, die wir irgendwann in der Zukunft realisieren werden, weil wir jetzt vernünftig bleiben. Für langfristige Anleger ist, abgesehen von den Schwankungen, alles am aktuellen Marktumfeld besser als noch vor einem Jahr.

Leider fällt es schwer, die Zukunft so ungetrübt positiv zu sehen, weil gleichzeitig viel auf der Welt vorgeht, was uns Angst macht und was wir nicht verstehen. Das verleitet zu dramatischen Entscheidungen und Schlussfolgerungen. Doch wir sollten eine gesunde Skepsis gegenüber unserer eigenen Risikoeinschätzungsfähigkeit bewahren. Wenn in Deutschland 18% beim Radfahren einen Helm tragen aber 91% eine Schutzhülle für ihr Handy haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir auch ansonsten relativ schlecht darin sind, die wirklichen Risikozusammenhänge zu verstehen.

Die Evolution hat uns eine Reihe von Denkmustern fest im Gehirn verdrahtet, die in vielen Bereichen nützlich sind, in der Wirtschaft und an der Börse aber zu Fehlentscheidungen führen. Um als Anleger einen kühlen Kopf zu bewahren und nüchtern bei unseren Strategien zu bleiben, die sich des geballten Wissens der weltweiten, universitären Forschung bedienen und die dem objektiv anerkannten Stand der Wissenschaft entsprechen, finde ich es hilfreich, diese Denkmuster regelmäßig in Erinnerung zu rufen. Wenn ich mich dabei ertappe, wie ich mich unreflektiert von ihnen leiten lasse, umso besser – denn dann kann ich es korrigieren.

Wir sind gegenwartsfixiert:

Vermögen aufbauen, nutzen und bewahren ist ein Projekt von dreißig und mehr Jahren. Aber wie schwer fällt es uns schon, den Kauf von etwas, das wir begehren, auch nur zwölf Monate hinauszuzögern. Dem, was heute und in den nächsten paar Tagen passiert, messen wir enorme Bedeutung bei, haben aber nur wenig Durchhaltevermögen/Leidenschaft für Dinge, die in ein paar Jahren, geschweige denn Dekaden geschehen.

Wir halten die Zukunft für vorhersehbar:

Rückblickend ist alles so offensichtlich. Natürlich haben Sie, genau wie ich, die Internetblase Ende 1999 vorhergesehen und auch die Eurokrise 2011 lag doch auf der Hand. Es war doch logisch, dass es so kommen würde… wirklich?? Unsere kuratierte und um alle Unstimmigkeiten bereinigte Erinnerung gaukelt uns eine Vorhersagbarkeit der Ereignisse vor. Das führt dazu, dass wir uns auch in Bezug auf unsere Erwartungen für den zukünftigen Lauf der Dinge unvernünftig weit aus dem Fenster hängen – häufig in die falsche Richtung.

Wir erkennen Muster, wo keine sind:

Sobald etwas passiert, suchen wir nach Analogien. Wo haben wir so etwas schon einmal gesehen und was ist dann als nächstes passiert? „Ölpreis und Inflation, das ist doch wie die Wirtschaftskrise in den siebziger Jahren.“, „Diese Wasserstoff-Aktie, das ist doch wie bei Apple zu Beginn.“, „Diese Schuldenberge, das ist doch wie nach dem ersten Weltkrieg.“, „Diese Nachfrage nach Lithium, das ist doch wie beim Goldrausch damals.“ Die Analogien passen leider selten und die abgeleitete Ursache-Wirkung-Logik wird unserer komplexen Welt nicht gerecht. Wer beim Mensch-ärger-Dich-nicht spielen sagt: „Erst Zwei, dann Fünf, dann Eins – das hatten wir eben schon einmal. Dann weiß ich, was als nächstes kommt.“, liegt wahrscheinlich daneben. Auch wenn wir langfristig statistisch sicher sind, dass jede Würfelseite gleichhäufig kommt, können wir kurzfristig nicht sagen, welche Zahl als nächstes fällt. Die Vorgänge in einer komplexen Welt entsprechen mehr dieser Logik als einer gleichförmig vorhersagbaren Wiederholung erkennbarer Muster.

Wir leiden unter Selbstüberschätzung:

Die meisten Menschen halten sich für überdurchschnittlich gutaussehend, intelligent und kompetente Autofahrer. Davon kann sich niemand frei machen. Und das ist auch gar nicht schlecht, weil wir dadurch mit einer eher positiven Grundeinstellung durch das Leben gehen und uns den Herausforderungen des Daseins widmen. Aber es führt auch dazu, dass wir leider viel zu unkritisch gegenüber der Qualität der eigenen Schlussfolgerungen sind und Gefahr laufen, uns in unvernünftigen Ideen zu verrennen.

Wir lassen uns von Geschichten leichter überzeugen als von Statistik:

Vernünftig investieren folgt den Regeln der Statistik. Aber das ist so langweilig, das erzeugt so wenig schöne Geschichten im Kopf. Wieviel schöner lässt sich tagträumen, wie der Sechser im Lotto einen zum Millionär macht oder wie man der Einzige ist, der rechtzeitig von der Titanic ausgestiegen und glorreich dem Sonnenuntergang entgegengepaddelt ist. Statistisch gesehen ergeben die zugehörigen Anlagestrategien keinen Sinn, aber die Bilder und Geschichten im Kopf sind so verlockend, dass tausende von Anlegern tagtäglich danach handeln.

Wir navigieren durch bewegte Zeiten. Und wenn wir wissen, wie unser Gehirn programmiert ist, fällt es leichter, den richtigen Kurs zu halten. Deswegen diese Erinnerung an unsere eigene innere Verdrahtung.

Gebe ich also zum Schluss unserer Vorliebe für Geschichten nach und erzähle Ihnen von dem erfahrenen Börsenhändler, der am 22. Oktober 1962 vor dem Radio sitzt und gemeinsam mit seinem jungen Kollegen der Rede von Kennedy lauscht. „Das sieht nicht gut aus.“, sagt der Erfahrene, „Das kann zu einem Atomkrieg führen.“ Daraufhin fragt der Junge: „Dann sollten wir also die Gelder in Sicherheit bringen?“ Der Erfahrene antwortet: „Nein, jetzt müssen wir Aktien kaufen. Wenn eine friedliche Lösung gelingt, kriegen wie ein Kursfeuerwerk. Und wenn ein Atomkrieg kommt, ist es egal, in was wir investiert haben.“

Das soll nicht zynisch klingen, sondern nur deutlich machen, so wie der Philosoph Blaise Pascal bewiesen hat, dass es die bessere Wette ist, an Gott zu glauben. So gilt für uns Anleger: Es ist die bessere Wette, bei unserer Strategie zu bleiben. Denn wenn die Welt weiterbesteht, ist unsere Strategie die Erfolgsstrategie. Und wenn sie nicht weiterbesteht, ist jede Anlagestrategie egal.

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

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