Aktuelles

der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Ein Jahr Corona, was haben wir gelernt?

von Christian Dagg
  • Stand der Wissenschaft

Zu diesen Fragen gibt es Antworten. Antworten, die meist gar nichts mit Corona zu tun haben, die jetzt nur neu gedacht sind:

  • Absehbar bleibt die Geldmenge groß und behalten einen wir niedrigen Zins.
  • Souveräne Staaten sollten und werden sich nicht am Kapitalmarkt Geld leihen, sondern das nötige Geld von der Zentralbank holen (selbst drucken). Hier hat die EU einen selbstgemachten Wettbewerbsnachteil.
  • Die hohen Schulden werden die Zinsen lange niedrig halten.
  • Schulden sind ein Problem, und zwar private Schulden. Schlimm wird es, wenn der private Sektor in Schulden getrieben wird, weil der Staat sich zurückzieht (siehe Crash und Krise 2008).
  • Bei Staatsschulden hilft der Blick in die nationalen Bilanzen. Eine Volkswirtschaft ist nicht erfolgreich, wenn sie nicht in ihr materielles und immaterielles Vermögen (Goodwill) investiert. D.h. auch eine Volkswirtschaft, die Arbeitskräfte brach liegen lässt, ist etwas Schlechtes.
  • Wo ist das Geld sicher? In Staatsanleihen. Staatsanleihen souveräner Staaten sind das Sicherste. Die Manie der Sparer, Risiken einzugehen, weil sie mit Negativzinsen nicht leben wollen, rächt sich. (s. Greensill).
  • Bei den echten Zinsen (nach Inflation) sind Negativzinsen der Normalfall. Bei hohen Zinsen fällt das nur nicht so auf. Ein oft ignorierter Fakt.

  • Die Goldfanatiker liegen mal wieder daneben (wie immer). Und nein, Gold war nie herrschende Währung. Schon immer, auch in der Antike, überstieg in den Gesellschaften Geld höherer Ordnung, also Verpflichtungen und Verträge (=Schulden), die Goldmenge um ein Vielfaches.
  • Die Bitcoin-Fanatiker suchen immer noch nach einem Grund, warum die Welt Bitcoin braucht. Selbst der internationale Impfpass geht ohne Bitcoin-Technik, aber die Spekulationssucht und den Kurs stört das nicht.
  • Die Inflation kommt wieder, wenn weniger Angebot als Nachfrage da ist. Das passiert entweder, weil irgendwann aufgeschobener Konsum von durch Pleiten reduzierte Anbieter nicht gedeckt werden kann, oder weil die Löhne steigen. Denn das Heer der asiatischen Arbeitskräfte ist nun an die Weltwirtschaft angeschlossen (da kommen keine neuen hinzu) und bei uns binden „unproduktive” Bereiche (Pflege, etc.) immer mehr Arbeitskraft.
  • Ob die Inflation milde oder schnell/galoppierend kommt, ist aber nicht unvermeidlich, sondern eine Frage politischer Entscheidungen. Das ist ein Grund für Zuversicht.
  • Überhaupt hat das letzte Jahr vor Augen geführt, dass das meiste in unserer Gesellschaft und Wirtschaft keine Naturgesetze sind, sondern Vereinbarungen zwischen Menschen. Die können wir anpassen und ändern, wenn es nötig ist.
  • Europa scheint hier wieder eher über Subventionen und Konsum erhaltende Maßnahmen zu gehen, wohingegen China und Amerika gezielt in Innovation investieren. Damit investieren sie doppelt gut, denn das ist a) der einzige Weg für wirkliche Lösungen und nicht nur Behandlung der Symptome und b) die Grundlage für zukünftige Industrien. Sie bauen große Industrien auf, indem sie die Forschung anschieben.
  • Damit kann der Weg aus Schulden und Inflation über eine florierende Wirtschaft schmerzfrei gelingen.
  • Die Monetaristen sehen das anders. Sie möchten den Staat einschränken und alles nur über die Geldmenge steuern. Weil ihre Erfolgsbilanz der letzten Jahrzehnte dürftig ist und alles, was den Staat beschränkt auch entdemokratisierend ist, sind sie aber auf dem absteigenden Ast.

Am Ende des Jahres haben all diese Dinge, die so wichtig sind und die wir bedacht haben, die Welt nicht verändert. Sondern es war ein Virus. Und den hatte niemand bedacht. Denn Risiko ist das was übrigbleibt, wenn man alles bedacht hat. Das sollten wir Anleger nie vergessen. Und dieses Zitat von Daniel Kahneman:

Wenn wir von etwas überrascht werden, ist die richtige Reaktion nicht, sich darauf vorzubereiten, dass es wieder passiert.
Die richtige Reaktion ist, zu akzeptieren, dass die Welt voller Überraschungen ist und uns immer wieder überraschen wird.

Und es ist beachtlich, wie selbstverständlich wir schon wieder in einer „Normalität” leben, die vor einem Jahr unvorstellbar gewesen wäre. Viel des vorherrschenden, unbegründeten Pessimismus kommt daher, dass wir unterschätzen, wie schnell Menschen sich anpassen können.

Und für das Geld in der Welt gibt es keine absolute Sicherheit. Die Gesellschaft, die Wirtschaft, das Geld: Vertrauen ist immer die Grundlage. Bleibt die Frage für den Anleger, angesichts vergangener und künftiger Überraschungen, wo rein sein Vertrauen setzen? In den Staat / EU? In einen Algorithmus? In Gold? Auch die aktuelle Geschichte zeigt, dass Vertrauen in die menschliche Anpassungsfähigkeit und den Rechtsstaat eine gute Wette sind. Übersetzt in Anlageklassen bedeutet das, sein Geld in Aktien und Anleihen zu investieren.

Und wie sieht es nun genau aus, das optimale Portfolio am Ende dieses Jahres? Das kann ich nicht sagen. Es ist eine Schimäre. Das optimale Portfolio kennt nur, wer die Daten der Zukunft kennt. Aber wie ein vernünftiges Portfolio aussieht, wissen wir. Nämlich genauso, wie vor der Corona-Krise und in jeder Krise, die noch kommen wird: Breit diversifiziert, mit einem Mix aus den Aktien möglichst aller Unternehmen auf der Welt und den Anleihen möglichst aller hochwertigen Emittenten auf der Welt. Damit sind wir bisher gut durch die Corona-Krise gekommen und werden wir auch alle zukünftigen Überraschungen sicher überstehen.

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

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