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der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Die erfolgreichen Firmen finden reicht nicht

von Christian Dagg
  • Privates Vermögen

Starke Kurszuwächse machen immer aus einigen Anlegern neue Spekulanten. Von steigenden Kursen angestachelt, werfen sie die Erfahrungen der Generationen vor ihnen über Bord. Stattdessen wetten sie fleißig auf die Tagessieger und fühlen sich mit ihrem Erfolg in allseits steigenden Märkten unbesiegbar. Es lockt der schnelle Reichtum, langsam Vermögen aufbauen und erhalten erscheint langweilig und unattraktiv.

Aktuell beobachte ich das wieder. Ich hatte in den letzten Wochen einige Gespräche mit Investoren, die den Nutzen einer breit gestreuten Vermögensstrategie und den zu erwartenden Marktrenditen nicht sehen wollten, wenn sich mit Einzeltiteln offensichtlich zwei- bis dreistellige Renditen erzielen lassen. Es wäre zu schön, wenn das wirklich zuverlässig so ginge. Dann würden weder Sie noch ich noch für Geld arbeiten. Vielleicht würden wir uns ab und zu auf einen Drink treffen, aber ansonsten unseren Hobbies frönen und zusehen, wie wir den unermesslichen Reichtum ausgeben, der aus unseren Investments sprudelt.

Weil das leider nicht so ist und die meisten dieser Anleger-Spekulanten bald schon Schiffbruch erleiden werden, möchte ich noch einmal darlegen, warum es nicht reicht, die erfolgreichen Firmen vorherzusagen, um als Anleger reich zu werden. Ergänzend dazu werde ich Ihnen nächsten Monat vorrechnen, warum es wichtiger ist, das Risiko großer Verluste zu minimieren, als zweistelligen Renditen nachzujagen. Und um die Sache abzurunden und Ihr spekulatives Mütchen endgültig zu kühlen, schauen wir uns im Oktober gemeinsam an, selbst wenn Sie rechtzeitig auf Apple oder Amazon gesetzt hätten, wie realistisch es ist, dass Sie tatsächlich damit reich geworden wären.

Wie kommt es also aktuell zu den Spekulationsideen? Bedingt durch die Corona-Pandemie sind die Weltbörsen Mitte Februar dramatisch abgestürzt. Ebenfalls aufgrund der Corona-Pandemie erfährt die Weltwirtschaft eine der größten Rezessionen der letzten Jahrhunderte. Aber anders als die Wirtschaft, haben sich die Börsen seit April erholt mit einigen überragenden Krisenge-winnlern. Wer Aktien von Amazon, Microsoft, Google oder Facebook besitzt, konnte auf Jahressicht Wertsteigerungen von 25 % bis 75 % verbuchen. So schlimm die Corona-Krise ist, so einfach erscheinen die Zusammenhänge und die Schlussfolgerungen, wer an den Börsen aus dieser Krise als Gewinner und wer als Verlierer hervorgehen wird.

Es ist ein Trugschluss zu glauben, mit diesem Wissen ließe sich dauerhaft Geld verdienen. Es reicht nicht, die erfolgreichen Firmen richtig vorherzusagen, man muss zusätzlich auch die Quoten schlagen. Am Beispiel von Sportwetten lässt sich das verdeutlichen:
Zusätzlich zu den Teams, auf die man wetten kann, gibt es die Quoten, die der Buchmacher aus den Einschätzungen aller Wettenden errechnet. Diese geben an, wieviel Euro Gewinn man pro Euro Einsatz erhält, wenn man richtig liegt. Für den Favoriten sind diese Quoten häufig kleiner 1, d.h. selbst bei Gewinn erhält man weniger als seinen Einsatz zurück. Nur bei Außenseitern liefern die Quoten eine gute Vervielfältigung des Einsatzes und einen entspre-chenden Gewinn. Will man mit Sportwetten Geld verdienen, muss man also systematisch auf Außenseiter setzen UND damit richtig liegen.

Dies ist schon fast ein Widerspruch in sich. Das gemeinsame Wissen aller Wettteilnehmer bestimmt, wer Favorit und wer Außenseiter ist. Immer mit Außenseitern gewinnen zu wollen heißt, konstant klüger als alle anderen sein zu müssen. Das geht nicht und funktioniert als Wettstrategie tatsächlich nicht.

An den Börsen sind die Voraussetzungen für Geldverdienen mit Einzeltiteln genauso. Man muss nicht nur die Titel der Unternehmen kaufen, die sich gut entwickeln, man muss zusätzlich auch noch die Unternehmen finden, von denen niemand sonst das gedacht hätte. Erschwerend, im Vergleich zur Sportwette, kommt hinzu, dass an der Börse die Quoten nicht separat ausgewiesen werden, sondern im Preis eingerechnet sind. Ich sehe einem Wertpapier nicht an, ob es ein Favorit oder ein Außenseiter ist und wette blind.

Zusätzlich haben die Börsen den Nachteil, dass die Marktteilnehmer die Quotenbildung mit allen Blasen und Übertreibungen in der Preisfindung stets live miterleben und nicht, wie bei der Sportwette, immer nur das finale Endergebnis mitgeteilt bekommen. Speziell während Kursralleys lässt sich dann kurzfristig mit fasst allem ein Gewinn erzielen, bevor die Quoten sich wieder einpendeln. Das haben wir aktuell gesehen.

Ich gönne es somit jedem, der Mitte März das Glück, den Mut und die zusätzlichen freien Mittel hatte, Aktien von favorisierten Unternehmen zu kaufen, wenn damit schöne Wertsteigerungen erzielt wurden. Ich hoffe nur, dass möglichst wenige von denen, die das getan haben, sich davon irreführen lassen, sie könnten das nun ständig wiederholen. Und ich empfehle den Glücklichen, sich über ihr Glück zu freuen und die Gewinne zu sichern, indem die Einzeltitel gegen breit gestreute Aktieninvestments eingetauscht werden.

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

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