Aktuelles

der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Der wirtschaftliche Ausblick 2024

von Christian Dagg
  • Privates Vermögen

Ich hoffe, dieser Brief erreicht Sie in guter Verfassung. Wir stehen am Beginn eines neuen Jahres, und nachdem ich zuletzt gespannt darauf geschaut habe, was es uns an den Börsen bringen kann, möchte ich heute eine wirtschaftliche Einordnung wagen.[1] Auch diese ist für mich grundsätzlich optimistisch. Das liegt aber weniger an den guten Vorzeichen für 2024 als an den Dingen, die in 2023 alle NICHT passiert sind.

Nicht passiert ist eine globale Rezession. Vor einem Jahr hatten wir fest damit gerechnet. Nicht unbegründet, da politische Unruhen, Handelskonflikte und die Nachwirkungen der Pandemie die Weltwirtschaft bedrohten. Überraschenderweise ist sie jedoch ausgeblieben. Die Weltwirtschaft hat sich widerstandsfähiger gezeigt als erwartet.

Nicht passiert ist große Rückzug aus dem Arbeitsleben. Nach der Pandemie glaubten viele, dass die Menschen nach der Homeoffice-Zeit nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren oder sich sogar ganz aus dem Arbeitsleben zurückziehen würden. Stattdessen haben Arbeitnehmer und Arbeitgeber neue, flexible Arbeitsmodelle entwickelt, die eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen, ohne die Produktivität zu beeinträchtigen.

Nicht passiert ist Hyperinflation. Groß war die Sorge, dass die Kaufkraftverluste erheblich würden und zu wirtschaftlicher Instabilität führen könnten. Doch zur Selbstverstärkung der Inflation ist es nicht gekommen und die Zentralbanken haben effektive Maßnahmen ergriffen, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Die Märkte haben sich angepasst.

Nicht passiert ist der Zusammenbruch von Volkswirtschaften in den Entwicklungsländern unter ihrer Schuldenlast. Während diese Länder nach wie vor Herausforderungen gegenüberstehen, haben internationale Kooperationen und Hilfsprogramme dazu beigetragen, die schwersten Krisen abzuwenden. Zudem haben viele Entwicklungsländer bemerkenswerte Fortschritte bei der Stabilisierung ihrer Wirtschaften gemacht.

In Summe heißt das für mich, wenn ich jetzt auf 2024 schaue, dann vor allem mit der Erfahrung aus 2023, dass die Weltwirtschaft widerstandsfähiger und anpassungsfähiger ist, als befürchtet. Dies allein gibt schon eine gewisse Zuversicht für 2024. Aber nicht nur das.

Die Arbeitsmärkte nach dem Pandemieschock haben sich weltweit erholt. Das zeugt von einer robusten Wirtschaft, denn historisch sind acht bis zehn Jahre eher die Norm für die Erholung des Arbeitsmarkts nach einer Krise. Und die Inflation scheint wieder im Bereich des Normalen. Sie ist zwar noch nicht auf dem Zielniveau, aber ein Blick auf die nachfolgende Grafik für den Euroraum zeigt, dass wir aktuell genauso weit von der Zielinflation entfernt sind, wie die meisten Jahre zuvor – nur mit anderem Vorzeichen.

Auch die Sorge über die Staatsschulden in Verbindung mit gestiegenen Zinsen scheint mir übertrieben. Denn die wahren Zinskosten für den Staat sind die um die Inflation bereinigten Zinsen, da auch die Staatseinnahmen mit der Inflation wachsen. Diese realen Zinskosten sind in der EU im Vergleich in den Jahren 2008, 2019 und 2023 trotz unterschiedlicher nominaler Zinsen nahezu unverändert nahe null.

Kein Wunder also, wenn der Internationale Währungsfonds (IWF) für den Euroraum und die USA ein BIP-Wachstum von knapp 2% erwartet. Zwar hat Deutschland innerhalb der EU eine technische Rezession, aber insgesamt deuten diese Prognosen auf ein stabiles Wirtschaftswachstum hin.

Natürlich, wer unbedingt pessimistisch sein will, Gründe gibt es genug: Finanzstress bei Banken, weiterhin erhöhte Inflation, Zerfall von Handelsbündnissen, klimaverursachte Katastrophen, straffe Geld- und Sparpolitik mit zu wenig Finanzmitteln, schwacher globaler Handel, anhaltender Ukrainekrieg, Konflikte im Mittleren Osten und politische Risiken durch den Aufstieg von Populisten.

Angesichts der Resilienz, die die Weltwirtschaft im Jahr 2023 gezeigt hat, erscheint mir eine optimistische Sicht auf 2024 jedoch realistischer. Nicht euphorisch und mit wenig Notreserve, aber positiv. Wer dennoch träumen möchte, muss auf die Produktivitätsgewinne durch KI hoffen. Im Augenblick noch mehr Hoffnung als Realität, aber das kann ja noch werden. In diesem Sinne möchte ich Sie ermutigen, die Chancen des kommenden Jahres auch aus wirtschaftlicher Perspektive mit Zuversicht zu betrachten.


[1] Denken Sie daran: Börse und Wirtschaft haben etwas miteinander zu tun und gehen langfristig in die gleiche Richtung. Kurzfristig können sie sich jedoch vollkommen unterschiedlich entwickeln, d.h. der Wirtschaftsausblick ist keine Börsenprognose.

 

 

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

Offenlegung: Alle Beiträge dienen der Werbung. Keiner der Inhalte dieses Internetauftritts stellt eine Anlageberatung, Finanzanalyse oder ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Vertrags oder Wertpapieres dar. Bitte beachten Sie unsere Rechtlichen Hinweise.

Zurück

Navigation Schließen Suche E-Mail Telefon Kontakt Pfeil nach unten Pfeil nach oben Pfeil nach links Pfeil nach rechts Standort Download Externer Link Startseite LinkedIn Instagram