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der DAGG.INVEST Vermögensverwaltung

Eingebildete Kontrolle

von Christian Dagg
  • Finanzpsychologie

Selbst unser freier Wille ist weniger frei, als wir denken.

Können wir in einem offenen System, wie den Börsen und Finanzmärkten, den Lauf der Dinge beeinflussen oder vorhersehen? Was meinen Sie?

Auch wenn wir sagen: „Jeder ist seines Glückes Schmied”, spielt Glück eine entscheidende Rolle, wenn es um Erfolg oder Misserfolg geht:

  • Welchen Einfluss haben wir darauf, wann oder wo wir geboren werden?
  • Oder welche Eltern wir haben und welches Genmaterial uns vererbt wird?
  • Und wie sehr können wir die Organe und Systeme unseres Körpers beeinflussen, die für uns Gesundheit und Wohlbefinden ausmachen?

Das sind nur drei wichtige Themen bei der Frage, wie erfolgreich das Leben verläuft. Viel Glück, wer meint, dies selbst bestimmen zu können.

Kaum vorstellbar, aber 99,4% unserer Hirnaktivität verläuft unbewusst. Der Philosoph Samuel Harris fasst das so zusammen:

„Als physikalisches System sind Sie ebenso wenig unabhängig von der Natur, wie Ihre Leber unabhängig vom Rest Ihres Körpers ist. Als Ansammlung sich selbst regulierender und ständig sich teilender Zellen sind Sie gleichermaßen eine Fortsetzung Ihrer genetischen Vorläufer: Ihrer Eltern, deren Eltern und deren Vorfahren bis viele Millionen von Generationen in die Vergangenheit zurück.“

Das sind harte Fakten. Dennoch weigern wir uns, die überragende Rolle des Zufalls im Leben anzuerkennen. Viele Menschen schreiben sich die Lorbeeren für ihre gute Lage ohne Zögern selbst zu: sogar wo und wie sie auf die Welt gekommen sind und dass sie nicht gehandikapt sind und aus stabilen Familienverhältnissen stammen.

Dies gilt auch für die Geldanlage. Es macht einen Riesenunterschied, ob man am Anfang eines zwanzigjährigen Marktaufschwungs in Rente geht oder 1929 im ersten Jahr der großen Weltwirtschaftskrise. Und das Ergebnis wird kaum durch die Geschicklichkeit des Anlegers bestimmt. In der untenstehenden Tabelle sind die historischen Markteinbrüche und Erholungszeiten dazu aufgelistet. Das waren die Pechjahre, um in Ruhestand zu gehen. Wenn Anleger, die in den dazwischenliegenden Phasen ihren Ruhestandsbeginn hatten am Ende auf einem größeren Sack Geld sitzen, ist das dann ihr Verdienst? In Wahrheit ist es eher so wie die Frage, ob man in Deutschland oder in Nordkorea geboren ist. Der Zufall der Geburt entscheidet über alles.

Das Gefühl, immer der ausschlaggebende Faktor für die Anlageergebnisse und stets Herr der Lage zu sein, gehört zu den gefährlichsten Eigenschaften, die Anleger besitzen können.

Pandemien, Kriege, Naturkatastrophen und Wirtschaftszusammenbrüche sind Teil der Geschäftszyklen. Sie können jederzeit vorkommen – meist, wenn man sie am wenigsten erwartet. Nichts könnte die Börsen weniger interessieren als die finanziellen Ziele des einzelnen Anlegers. Das Schicksal beeinflusst die Finanzen. Wie kommt es, dass wir auch nur auf die Idee kommen, die Kontrolle über unser Anlageergebnis zu haben, wenn wir nicht mal unsere eigenen Gedanken wirklich im Griff haben?

Pechjahre für den Ruhestand mit zugehöriger Erholungsdauer:

Pechjahre für Rentenbeginn

Dazu nochmal Samuel Harris:

„Unser Gehirn trifft seine Entscheidungen auf Grundlage der Meinungen und Vorlieben, die ihm zeitlebens eingebläut wurden.” Alles, was es da lernt ist, auf Reaktionsschnelle kommt es an. Das ist Gift fürs erfolgreiche Management eines Investmentportfolios.

Aber kein Grund die Hoffnung zu verlieren. Trotz allem oben gesagten bleiben uns starke Waffen, mit denen wir unserer Situation begegnen können:

  • Es liegt in unserer Entscheidung, wieviel wir sparen und investieren und zu welchen Kosten (also vernünftig, realistisch zu planen).
  • Auch steuereffizientes Handeln fällt in den Bereich, den wir kontrollieren.
  • Und breite, optimale Diversifikation als Gegenmittel gegen die nicht lösbare Ungewissheit versteht sich von selbst.
  • Wenn wir akzeptieren, wie verrückt und unterbewusst unser Gehirn arbeitet, können wir Leitplanken und Schutzmechanismen installieren, die vor den eigenen schädlichen Entscheidungsreflexen beim Geld schützen. (Das kann auch ein guter Berater sein.)

Wenn wir uns erst einmal von der Kontrollillusion verabschiedet haben, wird auch das Erreichen unserer finanziellen Ziele wieder wahrscheinlich.

Im Leben und beim Geld spielt Kontrolle längst nicht die Rolle, wie man meinen würde. Damit klarzukommen und sich darauf einzustellen, kann der entscheidende Schritt auf dem Weg zum Anlageerfolg sein.

Christian Dagg

Der größte Feind des Anlegers ist häufig der Anleger selbst. Ein unabhängiger Berater bringt den größten Nutzen, wenn er sich zwischen den Anleger und dessen schlimmste Fehlentscheidung stellen kann. Meine Beiträge sollen wie ein Filter für vernünftige Finanzentscheidungen wirken. Ich möchte belastbare Fakten und gesunden Menschenverstand im Zusammenhang mit Finanzthemen in den Vordergrund stellen und versuchen, dies so zu erklären, dass es jeder für sich einordnen kann.

Für Anregungen und Kommentare bin ich immer offen.

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